Nordkurier Interview mit dem Vorsitzenden des KFV MSP E. Hoth

Sie sind im Juni 2022 in Penzlin von den Mitgliedern in das Amt des Verbandschefs gewählt worden. Wie fällt Ihr Fazit nach dem ersten Jahr aus? Es kommt mir schon viel länger vor (lacht). Ich kannte die Materie schon vorher durch mein Amt als Schiedsrichterobmann sowie meine Arbeit als Geschäftsführer. Am Ende beurteilen die Vereine, wie wir als KFV gearbeitet haben. Aus meiner Sicht sind wir mit der Saison zufrieden, auch wenn es natürlich Baustellen geht. Am Ende müssen wir uns aber auch an die Satzungen und Ordnungen halten und können nicht dagegen verstoßen.

Haben Sie Ihre Kandidatur zu einem Zeitpunkt bereut? Bereuen ist das falsche Wort. Ich wurde am Anfang doch überfahren von der Menge der Arbeit und der Verantwortung. Letztendlich braucht man als Vorsitzender Kenntnisstand zu jeder Sparte. Ob nun zum Spielausschuss, den Schiedsrichtern oder Alten Herren. Ich konnte mich aber zu jeder Zeit auf meine Vorstandsmitglieder verlassen.

Wie bewerten Sie denn die Zusammenarbeit mit den weiteren Vorstandsmitgliedern? Die ist rundherum positiv zu betrachten. Meinungsverschiedenheiten gibt es überall, auch im Ehrenamt. Aber wir gehen immer offen und ehrlich miteinander um und räumen alles aus dem Weg. Ich nehme da kein Blatt vor dem Mund. Aber durch ein Gespräch kann man vieles klären.

Wie viele Stunden verbringen Sie pro Woche mit der Verbandsarbeit? Das sind jeden Tag nach Feierabend noch ein bis zwei Stunden. Dann kommt auch die Arbeit im Vorstand des Landesfußballverbandes dazu, sowie die eigenen Vorstandssitzungen. Die führen wir aber auch ab und zu mal bei den Vereinen durch, wo wir dann gleichzeitig eine Sprechstunde abhalten. Da erfährt man dann einige Anregungen der Vereine, aber auch Sorgen. Manchmal gibt es auch Lob.

Was hat aus Ihrer Sicht schon sehr gut funktioniert? Der Spielbetrieb lief in allen Klassen im Großen und Ganzen ohne Schwierigkeiten. Wir hatten aber auch zu tun, die Partien mit den Schiedsrichtern zu besetzen. In der abgelaufenen Saison haben wir 23 Schiedsrichteranwärter ausgebildet. Das ist eine wirklich gute Zahl, zumal zwei Unparteiischer hochgestuft wurden. Ebenso hat sich die Zusammenarbeit mit dem Landesfußballverband enorm verbessert, da es in beiden Verbänden auch neues Personal gab.

Und was weniger? Wir sind zwar auf die Vereine zugegangen, aber das Feedback war noch nicht so, wie erhofft. Da wünschte ich mir eine bessere Kommunikation. Bis um 20 Uhr am Abend bin ich erreichbar oder rufe auch gerne mal zurück. Die Sache mit dem Pokalhalbfinale (der FSV Mirow/Rechlin trat aufgrund der Platzverhältnisse nicht an und verlor am Grünen Tisch gegen Dargun, Anm.d.R.) hat uns alle nicht richtig geschmeckt. Aber da müssen wir uns an unsere Satzung und Ordnung halten.

Bei Ihrer Antrittsrede in Penzlin sagten Sie, dass „nichts im alten Sumpf bleibe“. Welche Neuerungen gab es durch Sie im Verband? Mir wurde vorgeworfen, dass ich schon vorher im Vorstand dabei war und sich nichts ändert. Wir müssen und wollen in unserer Arbeit transparent sein.

Ebenso hieß es von Ihnen: „Nur durch die Nähe mit den Vereinen und den direkten Kontakt lässt sich die gemeinsame Zusammenarbeit stabil und effektiv gestalten.“ Ist Ihnen das im ersten Jahr gelungen? Aus meiner Sicht nein. Aber wir sind einen Schritt weiter. Durch die Zusammenarbeit mit dem Schiedsrichteransetzer habe ich versucht, in der Nähe jedes Vereins zu sein, um nach Problemen zu fragen. Ich wollte als direkter Ansprechpartner gelten.

Die Spielzeit 2022/23 endete jüngst mit den Kreispokalendspiele bei den Alten Herren, Herren und Nachwuchs. Wie bewerten Sie die abgelaufene Serie? Insgesamt gesehen, bin ich zufrieden. Was mir aber ein Dorn im Auge ist, dass die sportlichen Sieger in zwei der drei Kreisligen von dem Aufstiegsrecht nicht Gebrauch machen. Wir können aber keinen Verein dazu zwingen.

Als sich der Verband 2009 gründete, gab es in den Spielzeiten 2014/15 bis 2016/17 nur eine Kreisoberliga. Gibt es Überlegungen, wieder zu diesem System zurückzukehren? Diese Gedankenspiele sind für die Vereine nicht mehr so lukrativ. Mit den zwei Kreisoberligen und drei Kreisligen fahren wir gut. Denn bei einer Kreisoberliga, zum Beispiel bei der Partie Demmin gegen Wokuhl, wäre die Entfernung größer als teilweise in der Landesklasse. Das würde dann für alle Vereine weniger Zuschauer bedeuten und auch die Derbys würden fehlen. Und Derbys machen den Kreisfußball aus. Was mir aber im Kopf umherschwirrt, ist eine Kreismeisterschaft. Das würde bedeuten, dass die beiden Staffelsieger der Kreisoberligen nach der Saison noch einmal gegeneinander spielen. Bestärkt hat mich, dass wir das jetzt im Kreispokalfinale der Herren mit der TSG Neustrelitz II und Traktor Dargun die beiden Staffelsieger hatten. Das passiert aber in den wenigsten Fällen. Und Kreismeister als Titel hört sich doch gut an.

Ist die neue Saison schon vorbereitet? Wir stricken da mit heißer Nadel. Der Meldeschluss für die Mannschaften war der 20. Juni. Jetzt bereiten wir die Staffeln vor und auch die Spieljahreseröffnung am 11. August in Penzlin. Danach geht es direkt mit den ersten Pokalspielen los. Wir müssen aber auch den Rahmenterminkalender anpassen. Nach der Saison ist vor der Saison.

Wann ist mit der Staffeleinteilung für die Serie 2023/24 zu rechnen? Das alte Spieljahr endet erst am 30. Juni. Aber ich rechne damit, dass wir in der ersten Juli-Woche die Staffeln veröffentlichen.

Sie kommen selbst aus dem Schiedsrichterwesen, pfeifen Partien Spieltag für Spieltag. Wie schaut es mit der Zukunft der Unparteiischen im KFV aus? Wir hatten zuletzt den Einstufungstest in Stavenhagen. Da haben wir bei unseren Unparteiischen gesehen, wo die Stellschrauben anzusetzen sind. Wir sind derzeit bei knapp 100 Schiedsrichtern im Kreis. In den besten Jahren, vor der Corona-Pandemie, waren es mal 180. Wir decken aber nicht nur die Partien im Kreisfußball ab, stellen auch Schiedsrichter für die Landesliga oder Landesklasse ab. Manchmal ist es schwer, die Spieltage zu besetzen.

Derzeit gibt es keine eigene Frauenstaffel im KFV Mecklenburgische Seenplatte. Gibt es Überlegungen, das zu ändern? Wir haben leider in der Breite nicht genügend Mannschaften für eine eigene Frauenstaffel. Es ist aktuell schwer, eine spielfähige Mannschaft in der Stadt, Dorf oder Gemeinde auf die Beine zu stellen. Vielleicht ändert sich das mit der anstehenden Weltmeisterschaft der Frauen.