Integration durch Fußball Turniersieg in Berlin: Neubrandenburger Verein darf Deutschland bei Flüchtlings-EM vertreten

Der Deutsche Fußball Bund schickt 2024 den FC Motor Neubrandenburg Süd zum Unity Euro Cup in die Schweiz. Der Club hatte bereits 2022 die Erstauflage des Wettbewerbs überraschend gewonnen. Beim nationalen Qualifikations-Turnier in Berlin ging es jedoch nicht allein um die sportliche Leistung.

Eine Neubrandenburger Mannschaft wird den DFB bei der kommenden „Flüchtlings-EM“ vertreten. Der FC Motor Neubrandenburg Süd gewann am vergangenen Wochenende die nationale „Unity Cup“-Auflage in Berlin und qualifizierte sich damit für den europäischen Wettbewerb im schweizerischen Nyon.

Insgesamt zwölf Mannschaften aus Deutschland waren auf Einladung des DFB nach Berlin gereist, spielten in zwei Gruppen, Halbfinale und Finale gegeneinander. Gespielt wurde immer zwölf Minuten auf dem Halbfeld, die Truppe aus Neubrandenburg blieb ungeschlagen, kassierte kein einziges Gegentor und setzte sich in einem spannenden Endspiel mit 1:0 durch. Das goldene Tor unter den Augen von DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich und dem UEFA-Direktor für Soziale und Nachhaltigkeit, Michele Uva, erzielte Cisse.

Der Unity Euro Cup wurde 2022 von der UEFA und dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen ins Leben gerufen und richtet sich speziell an Vereine und Sportprojekte, bei denen viele Menschen mit Fluchterfahrung spielen.

Der Turniersieg allein hätte jedoch nicht gereicht, die Organisatoren bewerteten auch die Fairness im Spiel, das Miteinander der Teams und die Diversität innerhalb der Mannschaften. Auch in dieser Gesamtschau hatten die Neubrandenburger die Nase vorne. Acht Spieler des Zwölf-Mann-Kaders sollten Ausländer mit Fluchterfahrung sein. Für den FC Motor, der seit jeher besonders auf Integration setzt und Menschen aus 27 Nationen im Verein hat, war das kein Problem. Eine andere Vorgabe hingegen schon: „Der DFB forderte, dass wir als Mix-Team antreten und immer mindestens vier Frauen auf dem Platz stehen“, sagte Motor-Präsident Ulf Krömer.

Da der kleine Verein kein eigenes Frauenteam hat, wurde kurzerhand eine Kooperation mit dem 1. FC Neubrandenburg geschlossen. Drei der fünf Spielerinnen kamen vom großen Nachbarverein. „Es ist kein Erfolg allein von Motor Süd, sondern auch vom FCN“, führte Krömer aus. Die Spielerinnen hätten einen erheblichen Anteil am Turniersieg gehabt, die gerade mal 18-jährige Leonie Schmidt führte die Mannschaft zudem in allen Spielen als Kapitän aufs Feld – und durfte am Ende den Pokal in die Höhe recken. „Als wir gefragt wurden, war sofort klar, dass ich dabei sein möchte. Und es hat richtig Spaß gemacht“, sagte sie im Anschluss.

Nun werden die Neubrandenburger im Oktober in die Schweiz geschickt, um sich dort mit Flüchtlingsmannschaften aus anderen europäischen Ländern zu messen. Schon bei der Erstauflage des Unity Euro Cup 2022 waren die Neubrandenburger angetreten. Und hatten den Pokal zur Überraschung vieler nach Deutschland geholt. „Natürlich ist unser Ziel, den Titel zu verteidigen“, meinte Maurice Weber, der im Ligaalltag Kapitän ist. „Aber wir werden die Zeit vor allem genießen.“ Vereinspräsident Krömer ergänzte: „Wir sind motiviert, wollen unsere Stadt und das Land MV so würdig vertreten wie 2022. Aber es geht bei diesen Turnieren auch immer um den Austausch und Erfahrungen. Etwa wie in anderen Ländern die Integration durch Fußball gelingt. Da werden wir wieder viel mitnehmen können.“ Das Turnier in Nyon soll Mitte Oktober stattfinden.